Bier ist ein deutsches Kulturgut – Das Reinheitsgebot wiederum ist ein deutscher Fetisch

13. Jan. 2025

So obsessiv ist das Beharren auf das Reinheitsgebot als scheinbarem Selbstzweck, dass jenseits von Hopfen, Malz, Hefe und Wasser die hiesige Bierfantasie schnell in Beklemmung gerät. Dabei ist das Reinheitsgebot kein Qualitätsgebot. Es definiert lediglich eine mögliche Art Bier zu brauen – und erhebt diese Definition qua traditionsdünkelndem Marketing zu einem moralischen Standard, jenseits dessen angeblich nur Schindluder getrieben werden kann. Lassen Sie es sich von einem geübten Trinker sagen: Letzteres ist völliger Quatsch. Das Reinheitsgebot setzt Grenzen nach rechts und links, nicht aber nach oben und unten. Das ist in etwa so, als sagte man der*dem Koch/Köchin, man könne eine Brühe nur aus Rinder-, nicht aber aus Hühnerknochen zubereiten. Auch mit anderem Getreide lässt sich ein ordentliches, sogar hervorragendes Bier brauen; selbigem kann die*der geneigte Brauer*in dann auch Kräuter oder ähnliche Aromaträger zusetzen. Dann erhält man zwar kein Bier im Sinne des Reinheitsgebots, im besten Falle aber eins, das ganz besonders schmeckt: Nach seinen Zutaten, seiner Herkunft und Saisonalität. 

Jenseits der Geschmackshegemonie der großen Brauereien offenbart sich Bier als 

unglaublich vielseitiges, komplexes Getränk. Gleiches gilt ebenso für den Honig – ein weiteres Beispiel eines Lebensmittel, dem die Industrieproduktion das letzte bisschen Charakter abringen will. Dass all das auch anders geht, beweisen wir seit nunmehr zehn Jahren im Nobelhart & Schmutzig. In Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Partnerproduzent*innen zeigen wir, wie spannend selbst Grundnahrungsmittel sein können, wenn höchste Qualität auf exzellentes Handwerk und verantwortungsvolle Herstellung trifft. 

In diesem Sinne haben wir uns gemeinsam mit der Brauerei Kemker Kultuur und der Imkerei beckmann urtracht an ein Projekt gewagt, das müde Konventionen gänzlich hinter sich lässt und dabei die Wertschöpfung der vermeintlich simplen Komponenten Bier und Honig steigert: Unser Uralt, welches das Aoltbeer (eine Interpretation des klassisch gereiften Münsteraner Sauerbier) und beckmann urtracht URHONIG vereint. Dies ist ab sofort in limitierter Auflage im Nobelhart & Schmutzig erhältlich. 

Der Name Uralt ist gewissermaßen Programm: Die verwendete Charge Bier wurde 2021 gebraut und durfte danach zwei Jahre im Holzfass ohne Pasteurisierung und Filtrierung reifen. Der URHONIG verbrachte immerhin ganze drei Jahre im Bienenstock und zeichnet sich durch einen nuancierten, malzigen Geschmack aus. Das ist äußerst ungewöhnlich, denn normalerweise werden die Waben schon nach kurzer Zeit entfernt und geschleudert und die Bienen mit Zuckerwasser betrogen – hier dürfen die Bienen sich von ihrem eigenen Honig ernähren. Gemeinsam ging es danach für Bier und Honig noch mal 9 Monate zum Gären in den Stahltank. 

Bei dem Ergebnis handelt es sich keinesfalls um die üppig süße Suppe, die der Begriff “Honigbier” vielleicht nahelegt. In der Nase erwartet Sie zwar der Duft von Honig, beim ersten Schluck dominiert jedoch direkt der herb-saure Charakter des Aoltbiers. Süß ist da gar nichts. Kein Wunder, schließlich hat sich der Zucker komplett in Alkohol verwandelt. Schwenken Sie das Bier dann im Mund herum, offenbart eine ganz andere Geschmackswelt: Die unglaubliche Wärme und geschmackliche Komplexität eines außergewöhnlich gereiften Honigs. Und selbst danach passiert noch eine ganze Menge mehr. 

Gut Ding will also nicht nur Weile haben, sondern auch den Mut, den Blick auf die Möglichkeiten hinter dem schlauen Marketing zu richten.

 

Bier ist ein deutsches Kulturgut – Das Reinheitsgebot wiederum ist ein deutscher Fetisch

13. Jan. 2025

So obsessiv ist das Beharren auf das Reinheitsgebot als scheinbarem Selbstzweck, dass jenseits von Hopfen, Malz, Hefe und Wasser die hiesige Bierfantasie schnell in Beklemmung gerät. Dabei ist das Reinheitsgebot kein Qualitätsgebot. Es definiert lediglich eine mögliche Art Bier zu brauen – und erhebt diese Definition qua traditionsdünkelndem Marketing zu einem moralischen Standard, jenseits dessen angeblich nur Schindluder getrieben werden kann. Lassen Sie es sich von einem geübten Trinker sagen: Letzteres ist völliger Quatsch. Das Reinheitsgebot setzt Grenzen nach rechts und links, nicht aber nach oben und unten. Das ist in etwa so, als sagte man der*dem Koch/Köchin, man könne eine Brühe nur aus Rinder-, nicht aber aus Hühnerknochen zubereiten. Auch mit anderem Getreide lässt sich ein ordentliches, sogar hervorragendes Bier brauen; selbigem kann die*der geneigte Brauer*in dann auch Kräuter oder ähnliche Aromaträger zusetzen. Dann erhält man zwar kein Bier im Sinne des Reinheitsgebots, im besten Falle aber eins, das ganz besonders schmeckt: Nach seinen Zutaten, seiner Herkunft und Saisonalität. 

Jenseits der Geschmackshegemonie der großen Brauereien offenbart sich Bier als 

unglaublich vielseitiges, komplexes Getränk. Gleiches gilt ebenso für den Honig – ein weiteres Beispiel eines Lebensmittel, dem die Industrieproduktion das letzte bisschen Charakter abringen will. Dass all das auch anders geht, beweisen wir seit nunmehr zehn Jahren im Nobelhart & Schmutzig. In Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Partnerproduzent*innen zeigen wir, wie spannend selbst Grundnahrungsmittel sein können, wenn höchste Qualität auf exzellentes Handwerk und verantwortungsvolle Herstellung trifft. 

In diesem Sinne haben wir uns gemeinsam mit der Brauerei Kemker Kultuur und der Imkerei beckmann urtracht an ein Projekt gewagt, das müde Konventionen gänzlich hinter sich lässt und dabei die Wertschöpfung der vermeintlich simplen Komponenten Bier und Honig steigert: Unser Uralt, welches das Aoltbeer (eine Interpretation des klassisch gereiften Münsteraner Sauerbier) und beckmann urtracht URHONIG vereint. Dies ist ab sofort in limitierter Auflage im Nobelhart & Schmutzig erhältlich. 

Der Name Uralt ist gewissermaßen Programm: Die verwendete Charge Bier wurde 2021 gebraut und durfte danach zwei Jahre im Holzfass ohne Pasteurisierung und Filtrierung reifen. Der URHONIG verbrachte immerhin ganze drei Jahre im Bienenstock und zeichnet sich durch einen nuancierten, malzigen Geschmack aus. Das ist äußerst ungewöhnlich, denn normalerweise werden die Waben schon nach kurzer Zeit entfernt und geschleudert und die Bienen mit Zuckerwasser betrogen – hier dürfen die Bienen sich von ihrem eigenen Honig ernähren. Gemeinsam ging es danach für Bier und Honig noch mal 9 Monate zum Gären in den Stahltank. 

Bei dem Ergebnis handelt es sich keinesfalls um die üppig süße Suppe, die der Begriff “Honigbier” vielleicht nahelegt. In der Nase erwartet Sie zwar der Duft von Honig, beim ersten Schluck dominiert jedoch direkt der herb-saure Charakter des Aoltbiers. Süß ist da gar nichts. Kein Wunder, schließlich hat sich der Zucker komplett in Alkohol verwandelt. Schwenken Sie das Bier dann im Mund herum, offenbart eine ganz andere Geschmackswelt: Die unglaubliche Wärme und geschmackliche Komplexität eines außergewöhnlich gereiften Honigs. Und selbst danach passiert noch eine ganze Menge mehr. 

Gut Ding will also nicht nur Weile haben, sondern auch den Mut, den Blick auf die Möglichkeiten hinter dem schlauen Marketing zu richten.