Rhabarbar-Schaumwein geht auch schon morgens

2. Mai 2016

Gestatten: “Vergorenes”. Alkoholisierte Früchte. Wein aus allem, außer Weintrauben. Auch das findet der Gast im Nobelhart & Schmutzig auf der Karte. Das deutsche Weingesetz besagt, dass Wein nur aus Weintrauben hergestellt werden darf. Er entsteht, wenn Zucker zu CO2 und Alkohol vergärt. Wenn dann also der Zucker in Kirschen oder Äpfeln vergärt, haben wir eigentlich Kirsch- oder Apfelwein. Nur muss das halt eben im vorschriftskonformen Deutschland anders heißen. “Vergorenes” dann eben.

Nobelhart und Schmutzig - Johannisbeerschaumwein Ribes Rubrum

©foto by Nobelhart & Schmutzig

Berlin ist ein Gebiet, wo tendenziell keine Weintrauben wachsen (sollten – sorry). Dafür aber viele andere Früchte, aus denen man Alkohol gewinnen kann. Früher war es üblicher, überschüssige Früchte – die man nicht verwerten, konservieren oder einkellern konnte – zu vergären. Und gerade damals waren in den Städten saubere Flüssigkeitsquellen noch rar: Das Oberflächenwasser war verdorben, der Bau der Berliner Kanalisation begann erst 1873. Vergorenes war damals neben Bier und Schnaps eine sichere Flüssigkeits- und Kalorienquelle.

Und heute? Schaut man – sicher auch zu Recht – den Obstweinen aus Rhabarber, Kirschen, Pflaumen, Johannisbeeren, Äpfeln und Birnen etwas komisch nach. Den Trauben aber merkwürdigerweise gar nicht. Produzenten sollten wieder den Mut haben, sich der alten Methoden anzunehmen und bei vermeintlich uncoolen Produkten wie Äpfeln und Beeren qualitativ und quantitativ alles rausholen.

Nobelhart und Schmutzig - Kirschwein zu Gericht

©foto by Nobelhart & Schmutzig

ÄPFEL, KIRSCHEN UND BEEREN HABEN’S IN SICH

Diese Früchte sind Produkte, die Geld kosten. Verdienen tut man mit ihnen kaum etwas. Doch wenn man es schafft, diese Produkte zu veredeln und in einen anderen (flüssigen) Zustand zu setzen, erreicht man eine extreme Wertsteigerung. Plötzlich macht die Landwirtschaft wieder Sinn. Streuobstwiesen in und um Berlin gewinnen an Bedeutung, weil dort jemand die Früchte erntet und die Obstbäume pflegt. Indem wir Weine – ach nein, “Vergorenes” –  aus den Früchten konsumieren und verkaufen, fördern wir dieses Regionale. Wir wollen die Leute zurück zu dem richtigen Alkohol führen, einen Bedarf schaffen und Naheliegendes wieder trinkbar machen.

Mit Wein aus Weintrauben hat man das auch geschafft. Einfachem Obst einen hohen Wert verliehen. In unserer Region gibt es den einen oder anderen, der das Gute am Obstwein erkannt hat. Aber die, die wir bisher gefunden haben, haben noch nicht die optimale Tiefe und noch nicht den Anspruch, mit dem die Trinker des Berliner Speiselokals an ein Getränk herangehen. Für Billy muss “Vergorenes” Ausdruck haben. Komplex sein. Haptik im Mund erzeugen. Es gibt unterschiedlichste Ideen, die aus dem Weinbereich kommen und die die Produzenten auf andere Früchte umzusetzen versuchen. Aber was Obstwein betrifft, sind wir in Deutschland noch viel zu verklemmt. Es ist eine junge Szene, erst fünfzehn Jahre alt, die noch ein paar Jahre braucht, um zu reifen. Der Weg: Noch unklar. Es wird viel probiert. Dabei setzt Wein aus allem außer Weintrauben, völlig neue Akzente. Die Geschmäcker der Obstweine sind so bunt, wie deren Ausgangsprodukte. Am Ende des Herstellungsprozesses bleibt die aromatische Essenz des Grundproduktes übrig.

GEWUSST WIE

Nobelhart und Schmutzig - Johannisbeerschaumwein zu Joghurteis

©foto by Nobelhart & Schmutzig

Dem Trinker ist egal, welche Frucht vergärt. Was gut ist, kommt ins Glas. Alles kann ganz groß sein. Man muss nur wissen, was man tut. Obstwein hat seinen Ruf als Schlüpferstrümer weg: Süß, süffig, macht betrunken. Aber niemand sieht Obstwein als sinnliches Getränk. Und genau das ist das Interessante: Aus jeder Frucht lässt sich ein richtig gutes Getränk machen, feingeistig und ebenbürtig. Man braucht nur Zeit und Wissen, wie man die Natur zu nehmen hat. Jedes Getränk ist auf seine Art spannend und passt zu einem bestimmten Anlass. Morgens möchte keiner schon schweren Kirschwein trinken. Aber so ein Rhabarber-Schaumwein kann zu dieser Tageszeit durchaus sehr anregend sein! Und wenn das “Vergorene” auch zum Essen passt, muss man ihn nicht nur morgens alleine trinken, sondern kann ihn auch abends in Gesellschaft leeren. Momentan serviert das Nobelhart & Schmutzig ein neues Gericht: Johannisbeereis mit Erdbeeren, Bohnenkraut und dazu bestes “Vergorenes”: Roten Johannisbeerschaumwein.

Rhabarbar-Schaumwein geht auch schon morgens

2. Mai 2016

Gestatten: “Vergorenes”. Alkoholisierte Früchte. Wein aus allem, außer Weintrauben. Auch das findet der Gast im Nobelhart & Schmutzig auf der Karte. Das deutsche Weingesetz besagt, dass Wein nur aus Weintrauben hergestellt werden darf. Er entsteht, wenn Zucker zu CO2 und Alkohol vergärt. Wenn dann also der Zucker in Kirschen oder Äpfeln vergärt, haben wir eigentlich Kirsch- oder Apfelwein. Nur muss das halt eben im vorschriftskonformen Deutschland anders heißen. “Vergorenes” dann eben.

Nobelhart und Schmutzig - Johannisbeerschaumwein Ribes Rubrum

©foto by Nobelhart & Schmutzig

Berlin ist ein Gebiet, wo tendenziell keine Weintrauben wachsen (sollten – sorry). Dafür aber viele andere Früchte, aus denen man Alkohol gewinnen kann. Früher war es üblicher, überschüssige Früchte – die man nicht verwerten, konservieren oder einkellern konnte – zu vergären. Und gerade damals waren in den Städten saubere Flüssigkeitsquellen noch rar: Das Oberflächenwasser war verdorben, der Bau der Berliner Kanalisation begann erst 1873. Vergorenes war damals neben Bier und Schnaps eine sichere Flüssigkeits- und Kalorienquelle.

Und heute? Schaut man – sicher auch zu Recht – den Obstweinen aus Rhabarber, Kirschen, Pflaumen, Johannisbeeren, Äpfeln und Birnen etwas komisch nach. Den Trauben aber merkwürdigerweise gar nicht. Produzenten sollten wieder den Mut haben, sich der alten Methoden anzunehmen und bei vermeintlich uncoolen Produkten wie Äpfeln und Beeren qualitativ und quantitativ alles rausholen.

Nobelhart und Schmutzig - Kirschwein zu Gericht

©foto by Nobelhart & Schmutzig

ÄPFEL, KIRSCHEN UND BEEREN HABEN’S IN SICH

Diese Früchte sind Produkte, die Geld kosten. Verdienen tut man mit ihnen kaum etwas. Doch wenn man es schafft, diese Produkte zu veredeln und in einen anderen (flüssigen) Zustand zu setzen, erreicht man eine extreme Wertsteigerung. Plötzlich macht die Landwirtschaft wieder Sinn. Streuobstwiesen in und um Berlin gewinnen an Bedeutung, weil dort jemand die Früchte erntet und die Obstbäume pflegt. Indem wir Weine – ach nein, “Vergorenes” –  aus den Früchten konsumieren und verkaufen, fördern wir dieses Regionale. Wir wollen die Leute zurück zu dem richtigen Alkohol führen, einen Bedarf schaffen und Naheliegendes wieder trinkbar machen.

Mit Wein aus Weintrauben hat man das auch geschafft. Einfachem Obst einen hohen Wert verliehen. In unserer Region gibt es den einen oder anderen, der das Gute am Obstwein erkannt hat. Aber die, die wir bisher gefunden haben, haben noch nicht die optimale Tiefe und noch nicht den Anspruch, mit dem die Trinker des Berliner Speiselokals an ein Getränk herangehen. Für Billy muss “Vergorenes” Ausdruck haben. Komplex sein. Haptik im Mund erzeugen. Es gibt unterschiedlichste Ideen, die aus dem Weinbereich kommen und die die Produzenten auf andere Früchte umzusetzen versuchen. Aber was Obstwein betrifft, sind wir in Deutschland noch viel zu verklemmt. Es ist eine junge Szene, erst fünfzehn Jahre alt, die noch ein paar Jahre braucht, um zu reifen. Der Weg: Noch unklar. Es wird viel probiert. Dabei setzt Wein aus allem außer Weintrauben, völlig neue Akzente. Die Geschmäcker der Obstweine sind so bunt, wie deren Ausgangsprodukte. Am Ende des Herstellungsprozesses bleibt die aromatische Essenz des Grundproduktes übrig.

GEWUSST WIE

Nobelhart und Schmutzig - Johannisbeerschaumwein zu Joghurteis

©foto by Nobelhart & Schmutzig

Dem Trinker ist egal, welche Frucht vergärt. Was gut ist, kommt ins Glas. Alles kann ganz groß sein. Man muss nur wissen, was man tut. Obstwein hat seinen Ruf als Schlüpferstrümer weg: Süß, süffig, macht betrunken. Aber niemand sieht Obstwein als sinnliches Getränk. Und genau das ist das Interessante: Aus jeder Frucht lässt sich ein richtig gutes Getränk machen, feingeistig und ebenbürtig. Man braucht nur Zeit und Wissen, wie man die Natur zu nehmen hat. Jedes Getränk ist auf seine Art spannend und passt zu einem bestimmten Anlass. Morgens möchte keiner schon schweren Kirschwein trinken. Aber so ein Rhabarber-Schaumwein kann zu dieser Tageszeit durchaus sehr anregend sein! Und wenn das “Vergorene” auch zum Essen passt, muss man ihn nicht nur morgens alleine trinken, sondern kann ihn auch abends in Gesellschaft leeren. Momentan serviert das Nobelhart & Schmutzig ein neues Gericht: Johannisbeereis mit Erdbeeren, Bohnenkraut und dazu bestes “Vergorenes”: Roten Johannisbeerschaumwein.