The World’s 17th Best

26. Jul 2022

 

Wahrscheinlich haben Sie’s schon gehört: Wir haben bei den The World’s 50 Best Restaurants den unglaublichen 17. Platz belegt. “Unglaublich” ist hier wahrlich keine Floskel. Wir waren schon bei Platz 45 im letzten Jahr baff, jetzt sind wir noch einmal um 28 Plätze geklettert und haben dabei direkt die Auszeichnung zum “Highest Climber” abgestaubt. Nach Joachim Wisslers Vendôme in den Jahren 2013/2014 ist dies übrigens erst das zweite Mal, dass ein deutsches Restaurant es überhaupt in die Top 20 schafft. Wahnsinn!

Dass nicht nur wir unseren Erfolg unglaublich finden, zeigte in der letzten Woche schon ein kurzer Blick auf Social Media bzw. in die Presse. Wie kann ein Restaurant mit Kohlrabi, Bohnen und Bohnenkraut als bestes Restaurant Deutschland ausgezeichnet werden, wenn doch das gleiche Zeug bei Peter und Hilde im Garten nebenan auch wächst? Wie kann es sein, dass ein Nobelhart mit einem Michelin-Stern am Restaurant Tim Raue mit zwei Sternen (Platz 26) vorbeizieht, ein Rutz mit drei Sternen aber gar nicht erst auf der Liste auftaucht? Nach welchen Kriterien wird überhaupt die Wahl getroffen? Und was für eine Hipsterveranstaltung mit Nestlé-Sponsoring ist das denn überhaupt und sowieso? 


Natürlich kennen wir die Kritik. Das Spiel ist jedes Jahr das Gleiche; der feine Unterschied besteht lediglich darin, dass die wie immer intransparente Wahl dieses Mal sehr zu unseren Gunsten ausgefallen ist. Es kann selbstverständlich nicht unsere Aufgabe sein, Rechtfertigungen für unsere Platzierung, die zu Grunde liegenden Bewertungskriterien oder das Award-Business an sich anzubringen. Hinsichtlich des Evaluationsprozesses wissen wir in der Tat genauso wenig wie Sie, zudem sind wir als Profiteur*Innen der ganzen Chose ohnehin befangen bzw. im beseelten Champagner-Koma. (Sie mögen es uns nachsehen: Auch wir freuen uns einfach ganz platt darüber, wenn für den Rest des Jahres die Bude voll ist und wir weiterhin wichtige Projekte wie Die Gemeinschaft und Zero Food Print mit co-unterstützen können.) Und überhaupt wäre es anmaßend, wenn wir Ihnen jetzt hier erklären, warum und in welcher Hinsicht wir absolut 100% definitiv ohne Zweifel Germany’s Best sind. Wer sagt denn auch, dass der Schäfer besser das Baby-Möhrchen poliert als ein dreifach besternter Marco Müller? Wir bestimmt nicht! Schließlich kennen wir selbst ein paar Lokalitäten, wo es uns genauso so gut schmeckt wie bei uns. (Zur Empfehlungsliste geht’s hier lang.)

Wie dem auch sei: Wir sind so richtig glücklich über die Sache. Und ganz egal, ob Sie uns gut oder doof finden, sollten Sie auch ein bisschen glücklich sein. Zumindest, wenn Ihnen etwas am Standort Berlin und der deutschen Speisekultur an sich liegt. 

Seit unserer Eröffnung im Jahre 2015 lamentiert der olle Wagner immer wieder, dass man uns Deutschen zwar abnimmt, dass wir gut Fußball spielen können, es um das Vertrauen hinsichtlich deutscher Kochkunst aber wesentlich schlechter bestellt sei – zumindest, wenn es nicht nur um deutsche Plagiate französischer Klassiker geht. Nun, die diesjährige The World’s 50 Best Restaurants Liste zeigt, dass sich die frohe Kunde einer eigenständigen deutschen Speisekultur sehr wohl in der Welt verbreitet. In diesem Jahr sind immerhin vier deutsche Restaurants auf der Top 100 Best Liste vertreten und das Coda aus Berlin ist mit der Auszeichnung The World’s Best Pastry Chef ausgezeichnet worden; Foodie-Kreise sprechen sogar vom deutschen Food-Wirtschaftswunder.

Aber weiter noch: Mit dem Ernst (Platz 62) und uns Nobelharts wurden dieses Jahr zudem zwei deutsche Restaurants ausgezeichnet, die Regionalität, eine enge Beziehung zu lokalen Produzent*innen und die Wertschätzung für Lebensmittel und Landwirtschaft über traditionelle Luxusgüter und klassische Haute Cuisine stellen. Im Ernst wie im Nobelhart wird erfahrbar, wie das Land um Berlin und Brandenburg schmeckt. Dies schafft eine vollkommen neue Sichtbarkeit, nicht zuletzt auch für die Menschen, die jeden Tag auf dem Feld und im Stall die Lebensmittel produzieren, die den Charakter des Standorts Berlin (und Deutschland) ausmachen. Es bleibt zu hoffen, dass dies einerseits mehr “Neugierige” in hiesige Restaurants lockt, andererseits aber auch die nachwachsende Generation inspiriert, sich der Landwirtschaft oder Gastronomie als sinnhaftem und wertvollem Berufsweg zuzuwenden. Bedenken Sie: in Deutschland sterben die Höfe. Bislang lässt sich Geld in der Landwirtschaft fast ausschließlich über Massenproduktion verdienen. Wenn öffentlichkeitsstarke Wahlen wie die The World’s 50 Best die Nachfrage nach hochwertigen Lebensmitteln aus kleinbäuerlicher, lokaler Landwirtschaft steigern, wäre dies eine durchweg wünschenswerte Entwicklung. 

Es wird Zeit, dass sich etwas ändert. Viel zu lange haben wir in Deutschland der Lebensmittelproduktion und Gastronomie Geringschätzung zukommen lassen. Alles wurde normiert, uniformiert, gleich gemacht. Effizienz konnten wir dabei zwar sehr gut, Geschmack aber weniger. Auf der Suche nach hochwertigen Lebensmitteln und wünschenswerten Zubereitungsweisen haben wir vor  allem ins Ausland geschaut. Dabei haben wir vergessen, was eigentlich vor unserer eigenen Haustür wächst und was unsere Art der Küche ausmacht. Wir haben uns selbst nicht geglaubt, dass wir großartige Lebensmittel haben und großartig kochen können. Kein Wunder also, dass es die Welt uns lange auch nicht geglaubt hat.

An der diesjährigen The World’s 50 Best Liste sehen Sie: Wir sind auf dem richtigen Weg! Die deutsche Küche kommt immer mehr in der Welt an. Und zwar nicht nur für die Inspirationen, die sie aus Frankreich oder dem asiatischen Kontinent zieht, sondern für die Lebensmittel, Techniken und Rezepte, die unserem Land eigen sind. Und das ist wirklich ein Erfolg für uns alle.   

Ihre Nobelharts 

Ps: In Berlin passiert zwar gerade sehr viel, aber an anderen Orten in Deutschland auch. Hier eine kleine Auswahl von Restaurants aus der ganzen Republik, die unsere Werte teilen.

The World’s 17th Best

26. Jul 2022

 

Wahrscheinlich haben Sie’s schon gehört: Wir haben bei den The World’s 50 Best Restaurants den unglaublichen 17. Platz belegt. “Unglaublich” ist hier wahrlich keine Floskel. Wir waren schon bei Platz 45 im letzten Jahr baff, jetzt sind wir noch einmal um 28 Plätze geklettert und haben dabei direkt die Auszeichnung zum “Highest Climber” abgestaubt. Nach Joachim Wisslers Vendôme in den Jahren 2013/2014 ist dies übrigens erst das zweite Mal, dass ein deutsches Restaurant es überhaupt in die Top 20 schafft. Wahnsinn!

Dass nicht nur wir unseren Erfolg unglaublich finden, zeigte in der letzten Woche schon ein kurzer Blick auf Social Media bzw. in die Presse. Wie kann ein Restaurant mit Kohlrabi, Bohnen und Bohnenkraut als bestes Restaurant Deutschland ausgezeichnet werden, wenn doch das gleiche Zeug bei Peter und Hilde im Garten nebenan auch wächst? Wie kann es sein, dass ein Nobelhart mit einem Michelin-Stern am Restaurant Tim Raue mit zwei Sternen (Platz 26) vorbeizieht, ein Rutz mit drei Sternen aber gar nicht erst auf der Liste auftaucht? Nach welchen Kriterien wird überhaupt die Wahl getroffen? Und was für eine Hipsterveranstaltung mit Nestlé-Sponsoring ist das denn überhaupt und sowieso? 


Natürlich kennen wir die Kritik. Das Spiel ist jedes Jahr das Gleiche; der feine Unterschied besteht lediglich darin, dass die wie immer intransparente Wahl dieses Mal sehr zu unseren Gunsten ausgefallen ist. Es kann selbstverständlich nicht unsere Aufgabe sein, Rechtfertigungen für unsere Platzierung, die zu Grunde liegenden Bewertungskriterien oder das Award-Business an sich anzubringen. Hinsichtlich des Evaluationsprozesses wissen wir in der Tat genauso wenig wie Sie, zudem sind wir als Profiteur*Innen der ganzen Chose ohnehin befangen bzw. im beseelten Champagner-Koma. (Sie mögen es uns nachsehen: Auch wir freuen uns einfach ganz platt darüber, wenn für den Rest des Jahres die Bude voll ist und wir weiterhin wichtige Projekte wie Die Gemeinschaft und Zero Food Print mit co-unterstützen können.) Und überhaupt wäre es anmaßend, wenn wir Ihnen jetzt hier erklären, warum und in welcher Hinsicht wir absolut 100% definitiv ohne Zweifel Germany’s Best sind. Wer sagt denn auch, dass der Schäfer besser das Baby-Möhrchen poliert als ein dreifach besternter Marco Müller? Wir bestimmt nicht! Schließlich kennen wir selbst ein paar Lokalitäten, wo es uns genauso so gut schmeckt wie bei uns. (Zur Empfehlungsliste geht’s hier lang.)

Wie dem auch sei: Wir sind so richtig glücklich über die Sache. Und ganz egal, ob Sie uns gut oder doof finden, sollten Sie auch ein bisschen glücklich sein. Zumindest, wenn Ihnen etwas am Standort Berlin und der deutschen Speisekultur an sich liegt. 

Seit unserer Eröffnung im Jahre 2015 lamentiert der olle Wagner immer wieder, dass man uns Deutschen zwar abnimmt, dass wir gut Fußball spielen können, es um das Vertrauen hinsichtlich deutscher Kochkunst aber wesentlich schlechter bestellt sei – zumindest, wenn es nicht nur um deutsche Plagiate französischer Klassiker geht. Nun, die diesjährige The World’s 50 Best Restaurants Liste zeigt, dass sich die frohe Kunde einer eigenständigen deutschen Speisekultur sehr wohl in der Welt verbreitet. In diesem Jahr sind immerhin vier deutsche Restaurants auf der Top 100 Best Liste vertreten und das Coda aus Berlin ist mit der Auszeichnung The World’s Best Pastry Chef ausgezeichnet worden; Foodie-Kreise sprechen sogar vom deutschen Food-Wirtschaftswunder.

Aber weiter noch: Mit dem Ernst (Platz 62) und uns Nobelharts wurden dieses Jahr zudem zwei deutsche Restaurants ausgezeichnet, die Regionalität, eine enge Beziehung zu lokalen Produzent*innen und die Wertschätzung für Lebensmittel und Landwirtschaft über traditionelle Luxusgüter und klassische Haute Cuisine stellen. Im Ernst wie im Nobelhart wird erfahrbar, wie das Land um Berlin und Brandenburg schmeckt. Dies schafft eine vollkommen neue Sichtbarkeit, nicht zuletzt auch für die Menschen, die jeden Tag auf dem Feld und im Stall die Lebensmittel produzieren, die den Charakter des Standorts Berlin (und Deutschland) ausmachen. Es bleibt zu hoffen, dass dies einerseits mehr “Neugierige” in hiesige Restaurants lockt, andererseits aber auch die nachwachsende Generation inspiriert, sich der Landwirtschaft oder Gastronomie als sinnhaftem und wertvollem Berufsweg zuzuwenden. Bedenken Sie: in Deutschland sterben die Höfe. Bislang lässt sich Geld in der Landwirtschaft fast ausschließlich über Massenproduktion verdienen. Wenn öffentlichkeitsstarke Wahlen wie die The World’s 50 Best die Nachfrage nach hochwertigen Lebensmitteln aus kleinbäuerlicher, lokaler Landwirtschaft steigern, wäre dies eine durchweg wünschenswerte Entwicklung. 

Es wird Zeit, dass sich etwas ändert. Viel zu lange haben wir in Deutschland der Lebensmittelproduktion und Gastronomie Geringschätzung zukommen lassen. Alles wurde normiert, uniformiert, gleich gemacht. Effizienz konnten wir dabei zwar sehr gut, Geschmack aber weniger. Auf der Suche nach hochwertigen Lebensmitteln und wünschenswerten Zubereitungsweisen haben wir vor  allem ins Ausland geschaut. Dabei haben wir vergessen, was eigentlich vor unserer eigenen Haustür wächst und was unsere Art der Küche ausmacht. Wir haben uns selbst nicht geglaubt, dass wir großartige Lebensmittel haben und großartig kochen können. Kein Wunder also, dass es die Welt uns lange auch nicht geglaubt hat.

An der diesjährigen The World’s 50 Best Liste sehen Sie: Wir sind auf dem richtigen Weg! Die deutsche Küche kommt immer mehr in der Welt an. Und zwar nicht nur für die Inspirationen, die sie aus Frankreich oder dem asiatischen Kontinent zieht, sondern für die Lebensmittel, Techniken und Rezepte, die unserem Land eigen sind. Und das ist wirklich ein Erfolg für uns alle.   

Ihre Nobelharts 

Ps: In Berlin passiert zwar gerade sehr viel, aber an anderen Orten in Deutschland auch. Hier eine kleine Auswahl von Restaurants aus der ganzen Republik, die unsere Werte teilen.